Sonntag, 18. Februar 2024

Felix Becker, Berlin

 
 

Endless Drifting Wreck

 

Die Rollläden waren schon lange unten und trotzdem hatten einige noch volle Humpen vor sich. Ich war spät dazugekommen, dazu gesteckt wie Fracht, in eine noch verfügbare Nische, die ich mir selbst suchen musste. Zwischen Gepäck, Klamotten und Menschen, die versuchten, die endlose Zeit mit Suff und Floskeln zu füllen. Ich klammerte mich an mein Endgerät, likte, löschte Werbung, daumenruderte und doomscrollte, während der Warteraum sachte hin und her schunkelte, auf endlosen Gleisen. Dann plötzlich schepperte es in einem Wagen hinter uns. Wahrscheinlich ein Malereiritter. Die Ausstellung fiel mir wieder ein.    

 

Zeichnung, Malerei und Skulptur sind die Hauptadern der künstlerischen Praxis von Felix Becker, die aus einem wiederkehrenden Wechselspiel entstehen. Strukturen aus Holz, das der Künstler aus zerlegten Marktkisten gewinnt, werden zu eigenständigen Skulpturen, Trägern von Malerei oder Zeichnungen im Raum. Die malerischen Arbeiten, in denen sich die Farbe schichtweise aufeinandertürmt, werden buchstäblich modelliert. So verschwimmen die Grenzen des Zeichnerischen, Malerischen und Skulpturalen ineinander oder lösen sich ganz auf, verbleiben als Wracks gegenüber den unendlichen Möglichkeiten ihres jeweiligen Mediums, das sie zu fassen behaupten. 

In dieses prozessorientierte Arbeiten integriert Felix Becker auch konkrete Figuren und Zeichen, wie Boote, Bäume, Tiere, Icons oder Schrift. Sie unterwandern auf teils humorvolle und absurde Weise die Materialbetonung und vordergründige Abstraktion, die alle Arbeiten Felix Beckers vorgeben. Und sie öffnen damit eine weitere Ebene für Assoziationen und thematische Verknüpfungen.      

 

English version:

Painting and sculpture are the main veins of Felix Becker's artistic practice, which arise out of a recurring interplay. Structures made of wood, which the artist obtains from dismembered market crates, become independent sculptures, supports for paintings or drawings in space. The painterly works, in which layers of paint are piled on top of each other, are literally modelled. In this way, the boundaries between drawing, painting and sculpture blur into one another or dissolve completely, remaining as wrecks compared to the infinite possibilities of the respective medium that they claim to capture.

In this process-oriented work, Felix Becker also integrates concrete figures and signs, such as boats, trees, animals, icons or words. In a humorous and absurd way, these narratives subvert the material emphasis and superficial abstraction that characterize all of Felix Becker's works. And they open up a further level for associations and thematic links.

 

  


 

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