Aloys Rump, Helke Stiebel, Eva-Maria Enders und Ute Krautkremer Installation und Wandobjekte von Christiane Schauder |
2 Mitglieder des Kunstverein Mittelrhein nehmen teil!
RZ Koblenz und Region vom Samstag, 11. Dezember 2010
Kunst zeigt Brentano jenseits der Romantik
Ausstellung Im Haus Metternich widmen sich Mitglieder der ARK dem aus Ehrenbreitstein stammenden Dichter
Von unserer Mitarbeiterin Lieselotte Sauer-Kaulbach
Koblenz. Am 18. Januar 1811 traf sich in Berlin – pünktlich zum Krönungstag der preußischen Monarchie – eine höchst illustre Versammlung. Eingeladen hatten der Dichter Achim von Arnim und der Staatstheoretiker Adam Heinrich Müller zur „Christlich-deutschen Tischgesellschaft“. Sie war ein Tummelplatz für „Männer der Zukunft“, für hohe Militärs, Beamte und Professoren und Künstler wie Heinrich von Kleist und Clemens Brentano, die sich hier nationalbewusst in harten Sprüchen gegen alles Fremde, ob französisch oder jüdisch, übten.
Mit der als Keimzelle des modernen Antisemitismus geltenden Tischgesellschaft beschäftigt sich in der „Brentano.“ überschriebenen Ausstellung der Aktionsgruppe rheinland-pfälzischer Künstler (ARK) im Haus Metternich eine Installation von Aloys Rump. Ein festlich gedeckter Tisch, sechs Stühle, sechs Fotos von Holocaust-Szenen an den Wänden – Provokation, die nicht schockieren, sondern zum Nachdenken anregen will. Und das ist auch gut so, wie denn überhaupt der am 9. September 1778 in Ehrenbreitstein geborene Brentano in dieser Ausstellung nicht einseitig auf die märchenhafte oder rheinromantische Schiene reduziert wird. Auf der bewegt sich allenfalls die zwischen Melancholie und Poesie schwankende turnereske Fotoserie von Helke Stiebel.
Stattdessen lassen die Arbeiten etwas von der Zwiespältigkeit und Zerrissenheit des romantischen Dichters ahnen, dem Goethes Mutter schon früh prophezeite, sein Reich werde nicht von dieser Welt sein, „und so oft es sich mit dieser berührt, wird’s Tränen regnen“.
Selbst da, wo Textzitate ins Spiel kommen, wie bei Ute Krautkremer oder Eva Maria Enders, geht es nicht um Illustration, sondern um assoziative Annäherung. Krautkremer begibt sich dafür technisch experimentierfreudig mit unterschiedlichen Materialien und Techniken auf Spurensuche; Enders setzt in Bildern mit ihren ganz persönlichen Strukturen und Farben Fragmente aus Brentanos historisch-romantischem, den Sieg des Christentums über die Heiden thematisierenden Versdrama „Die Gründung von Prag“ ein, Konflikt, der sich in Farbe manifestiert.
Bekannte Brentano-Porträts und -Darstellungen greifen Sabine Hack und Christiane Schauder in ihren Ausstellungsbeiträgen auf. Hack stickt auf blumigen Stoffuntergründen die Konturen dieser Porträts nach, überlässt aber deren Ausfüllung ganz der Fantasie des Betrachters.
Schauder nimmt den um 1810 entstandenen schwarzen Brentano-Schmetterling der Scherenschneiderin Luise Duttenhofer als Ausgangspunkt einer den Märchen geltenden, installativ flankierten Serie von blockhaften, mit Wachs überzogenen Bildkästen, auf das Schwarz-Weiß des Scherenschnitts konzentriert, auch sie eher andeutend, ahnend als explizit.
Z Die vom Kulturamt der Stadt unterstützte Ausstellung im Haus Metternich am Münzplatz wird an diesem Samstag um 17 Uhr eröffnet (Performances im Vernissageprogramm) und ist dann bis zum 21. Dezember zu sehen; dienstags bis sonntags, 14 bis 19 Uhr.
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